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Wir diskutieren seit einiger Zeit ein alternatives Modell zur Vermarktung und zum Service von Airless Farbspritzgeräten, ein Modell das nach Literleistung abrechnet. Der Kunde kauft das Airless also nicht mehr, sondern zahlt für die Nutzung abgerechnet nach verarbeiteter Litermenge. Dieses Modell ist bereits aus der Luftfahrt bekannt und wird von Rolls Royce mit der Abrechnung pro Flugstunde für Flugzeugtriebwerke angeboten. Im folgenden Blogbeitrag haben wir unsere Ideen und Gedanken zum diesem Modell zusammengefasst und hoffe auf euer Feedback, um das Modell für Airlessgeräte und das Malerhandwerk anzupassen und einige erste Tests mit einer Handvoll Kunden zu starten.
Rolls Royce – powered by the hour
Die Idee geht auf Rolls Royce zurück, dort nennt sich dieses Modell “powered by the hour” und wurde vor fast 60 Jahren eingeführt. Damals ging Rolls Royce dazu über Flugzeugtriebwerke nicht mehr nur zu verkaufen, sondern nach Nutzungsdauer, also pro Betriebsstunde, abzurechnen. Der Besitzer des Triebwerks blieb also Rolls Royce. Zu den jeweiligen Wartungsterminen wurden dann die Betriebsstunden ausgelesen und entsprechend beim Kunden abgerechnet. In der Betriebsstunde wurde allerdings nicht nur die Nutzung des Triebwerks abgerechnet, sondern auch die Wartung und Reparatur ist im Preis inbegriffen. Die Fluggesellschaft kann also einen festen Kostenblock kalkulieren und muss keine Preisüberraschungen bei der Wartung und Reparatur erwarten. Das gibt der Fluggesellschaft Planungssicherheit und reduziert die Kosten für die Investition in das Flugzeug, da die Triebwerke nicht gekauft werden müssen. Für Rolls Royce bedeutete die Einführung dieses Vertriebs- und Servicesystems eine deutlich engere Kundenbindung und die Ausweitung der Wartungs- und Serviceleistungen an den Triebwerken, da diese zu 100% bei Rolls Royce ausgeführt werden.
Wie könnte dieses Modell für Airlessgeräte aussehen?
Einige Airless Spritzgeräte verfügen über Literzähler, es kann also die verarbeitete Materialmenge ausgelesen werden. Statt die Betriebsstunde wie bei den Flugzeugtriebwerken von Rolls Royce würde man einfach die verbrauchte Litermenge auslesen und zur Abrechnung nutzen. Man würde die Lebensdauer eines Airlessgerätes in Litern kalkulieren, plus Wartung und Reparatur über diesen Zeitraum und würde diese Summe dann auf den einzelnen Liter umschlagen. In diese Kalkulation könnten sogar Verbrauchsmaterialien wie Filter, Düsen und Pflegemittel eingebunden werden. Der Vertrag würde sich beliebig über 12, 24 oder 36 Monate gestalten lassen.
Wartung – nach 10.000 Litern oder jährlich
Die Wartung erfolgt nach 10.000 Litern oder jährlich bei einer geringeren Laufleistung und ist für den Kunden mit keinen weiteren Kosten verbunden, da die Wartungskosten ja bereits in Literpreis inbegriffen sind.
Was passiert im Schadensfall?
Im Schadensfall kommt das Spritzgerät zu uns in die Werkstatt und wird kostenfrei repariert, da die Kosten dafür ja bereits über den Nutzungspreis pro Liter beglichen werden. Ein weiterer Vorteil ergibt sich, da der Kunde nicht auf die Reparatur des Airlessgerätes warten muss. Wir könnten dem Kunden direkt ein passendes Ersatzgerät raussenden, das dann gleich beim Kunden verbleibt.
Welche Airlessgeräte verfügen über einen Literzähler?
Nur wenige Airlessgeräte verfügen über einen Literzähler, aktuell sind Graco Airlessgeräte aus der Ultra Max Serie wie das Ultra Max II 695, 795 oder das 1095 geeignet. Diese Spritzgeräte eignen sich zur Verarbeitung von zum Beispiel Grundierung, Dispersionsfarbe und Gewebekleber im Innenbereich sowie Fassadenfarbe oder Dachbeschichtung im Außeneinsatz. Zudem verfügen die Graco Mark Modelle wie die Mark V, Mark VII oder Mark X über die Möglichkeit die verarbeitete Litermenge auszulesen. Mit den Modellen der Mark Reihe kann neben Wand- und Fassadenfarbe auch Spachtelmasse gespritzt werden.
- Graco Ultra Max II 695
- Graco Ultra Max II 795
- Graco Ultra Max II 1095
- Graco Mark V
- Graco Mark VII
- Graco Mark X
Vorteile für den Malerbetrieb
Als Vorteil für den Malerbetrieb sticht sofort die preisliche Transparenz ins Auge. Die Kosten auch für die Wartung oder eine mögliche Reparatur sind fix, so wird das Risiko minimiert. Zudem fallen die Anschaffungskosten weg, da das Spritzgerät nicht in das Eigentum des Kunden übergeht, sondern nur für die vereinbarte Nutzungsdauer (zum Beispiel 12 oder 24 Monate) zur Verfügung gestellt wird. Auch steuerlich könnte dieses Modell einige Vorteile bieten, da die Kosten direkt abgerechnet und geltend gemacht werden könnten. Beim Kauf erfolgt die Abschreibung eines Airlessgerätes im Regelfall gestreckt über 5 Jahre. Im Schadensfall gibt es umgehend Ersatz, da nicht auf die Reparatur gewartet werden muss. Ein Ersatzgerät kann dem Kunden direkt mitgegeben oder zugeschickt werden. Zudem ist sichergestellt, dass das Airlessgerät immer regelmäßig gewartet wird.
Hier zusammengefasst die wichtigsten Vorteile im Überblick:
- keine finanzielle Belastung bei der Anschaffung des Airless
- direkt und jeden Monat steuerlich absetzbar (keine Abschreibung über 5 Jahre)
- klar kalkulierbar, keine Überraschungen, alle Kosten sind drin (auch für Wartung und Reparatur, Düsen, Filter)
- umgehend Ersatz im Schadensfall (geringere Ausfallzeiten)
- Airless ist ordentlich und regelmäßig gewartet
Vorteile für Airless Discounter
Für uns als Fachhändler entsteht eine engere Kundenbindung, der Kunde ist zu 100% bei uns und wir wissen, dass dieses Airlessgerät sicher und regelmäßig durch unsere Fachtechniker gewartet wurde. Das ermöglicht es uns den Werkstattanteil am Umsatz zu stärken und eine klare Werkstattauslastung zu kalkulieren. Zudem erhöhen wir den Zustand unserer Kundengeräte durch regelmäßigere Wartungsintervalle. Diese Wartungsintervalle können dann auch in Zeiten schwächerer Auslastung der Werkstatt gelegt werden, so lassen sich Servicekapazitäten für uns besser planen.
Hier zusammengefasst die wichtigsten Vorteile für uns:
- der Kunde ist vom Airlessgerät, über das Zubehör bis zur Wartung zu 100% bei uns
- hohe Kundenbindung
- besserer Wartungszustand unserer Kundengeräte
- besser Planbarkeit unserer Werkstattkapazitäten
Probleme & Riskien des Liter-Modells im Malerhandwerk
Einige Probleme und Risiken lassen sich jedoch noch nicht vollständig abschätzen und es ist insgesamt fraglich, ob sich das beschriebene Liter-Modell ohne Probleme von der Luftfahrtindustrie auf des Malerhandwerk übertragen lässt. Hier einige der brennendsten Punkte.
Schäden durch Fehler in der Bedienung des Airlessgerätes
Das Malerhandwerk sowie andere Anwendergruppen sind nicht so standardisiert und kontrolliert wie die Luftfahrtindustrie. Ein Pilot, der die Triebwerke durch falsche Bedienung zu stark belastet oder beschädigt, wird nicht lange Pilot bleiben. Im Malerhandwerk ist nicht jeder Geselle und auch nicht jeder Malermeister mit Airlessgeräten vertraut, Airlesstechnik ist nicht zwangläufig Bestandteil der Ausbildung. Es besteht also ein höheres Schadensrisiko durch Anwenderfehler wie zum Beispiel unzureichende Reinigung oder die Überlastung des Spritzgerätes.
Schulung – Einführungskurs Airless SpritztechnikHier versuchen wir seit Jahren durch unser Schulungsangebot der Airless Discounter Akademie gegenzusteuern. So lassen sich nicht nur Anwenderfehler vermeiden, die zu Schäden am Airless Spritzgerät führen, sondern die Professionalität sowie die Wirtschaftlichkeit bei der Nutzung können erhöht werden. Das wirkt sich dann in höherwertigeren Oberflächen, höherer Flächenleistung pro Stunde und weniger Farbnebel und Farbverbrauch aus.
Messung der Fördermenge in Liter
Wie genau ist die Messung? Wir stehen hier mit Graco in Kontakt, um weitere Details und zur Genauigkeit der Verbrauchsmessung zu erhalten.
Sehr geringe Nutzung des Airlessgerätes
Bei einer sehr geringen Verbrauchsmenge von wenigen Litern im Jahr macht dieses Liter-Modell keine Sinn. Es müsste also eine Mindestmenge oder Mindestgebühr pro Jahr vereinbart werden, um die Bereitstellungskosten auch bei geringer Nutzung oder Nichtnutzung zu decken. Im Gegenzug könnte man das Preismodell auch nach oben hin günstiger gestalten. Kunden die das Airlessgerät stärker nutzen haben dann zum Beispiel einen günstigeren Preis pro Liter. Das Modell kann auch ganz transparent als Staffelpreis gestaltet werden, also zum Beispiel bis 5.000 Liter pro Jahr Preis X, ab 10.000 Liter und 20.000 Liter pro Jahr greift dann ein jeweils ein geringerer Literpreis.
Feedback zum Liter-Modell
Was haltet ihr vom Liter-Modell? Könnt ihr es euch für euren Betrieb vorstellen oder bevorzugt ihr den Kauf? Gebt uns gern eine Rückmeldung, auch wir wissen nicht, ob dieses Modell funktioniert, aber wir würden es gern mit einer Handvoll Kunden testen. Solltet ihr also Interesse haben, so meldet euch gern und wir können euren Bedarf besprechen und ein passendes Modell kalkulieren.
Weitere Tipps zu Airless Farbspritztechnik gibt es hier
Facebook-Gruppe Tipps & Tricks – Airless Farbspritzgeräte – in der Facebook-Gruppe diskutieren inzwischen mehr als 5000 Profis rund um das Thema Spritztechnik. Hier geht es um Fachfragen und den Austausch von Erfahrungen ohne die üblichen Facebook Katzenfotos.
Videoserie Airless Tipps – ihr fragt, wir antworten mit einem Video. In der Videoserie Airless Tipps könnt ihr uns fragen stellen, die wir wenn irgendwie möglich mit einem Video beantworten.
Airless Discounter Akademie – in unserem Schulungszentrum Spritztechnik bieten wir regelmäßig Tageskurse rund das Thema Spritztechnik.
Für alle weiteren Fragen rund um das Thema Spritztechnik stehen wir Euch gern unter Tel. 030/22015436, per Mail über unser Kontaktformular oder direkt in unserem Service-Stützpunkt zur Verfügung.
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